Unser Gehirn liebt Kontext und Geschichten

| |  permalink

Neulich hatte ich einen Gedanken, der sich gut für einen Tweet zu eignen schien. Leider habe ich ihn nicht notiert. Es kam etwas dazwischen, ich machte etwas anderes, der Gedanke verschwand und blieb in der Versenkung. Ich erinnerte mich noch, ihn gehabt zu haben, kam aber mehrere Tage nicht darauf, worum es mir eigentlich gegangen war.

Dann schien Freitags die Sonne. Ich hatte frei. Ich legte mich nach dem Mittagessen auf die Liege im Garten; trank einen Kaffee und las.

Und plötzlich war er wieder da und stand klar und deutlich vor meinen Augen – ich brauchte den Gedanken nur noch abzuschreiben; das tat ich auch, bevor er wieder abtauchen konnte. Dieser Tweet bleibt der Öffentlichkeit nun nicht erspart:

Genauso deutlich war die Erinnerung an die Situation, in der ich den Gedanken zum ersten Mal gehabt hatte. Sie können es sich wahrscheinlich schon denken: es war fast exakt die gleiche, die mich ursprünglich zu meinem Gedanken animiert hatte – Sonne, Liege, Kaffee im Garten, Lesen in der ZEIT.

Nicht nur aus dieser singulären Erfahrung kann man eine generelle Regel ableiten:

Das menschliche Gehirn liebt Kontext und Geschichten.

Oft hilft es ja tatsächlich, wenn man etwas vergessen hat, den gleichen Kontext wieder herzustellen. Es hilft auch, sich zu erinnern, was man in welcher Reihenfolge getan hat, wenn man sich partout nicht mehr erinnern kann, wo man etwas verlegt oder verloren hat.

Und? Wo haben Sie ihren Schlüssel, Ihren USB-Stick oder Ihre Brille das letzte Mal gesehen? Und was haben Sie danach gemacht? Und dann?

(2.114 Zeichen)