Der Rettungsring nun auch mit Sonar
In einem Blog-Artikel hatte ich die Digitalisierung, insbesondere die Digitalisierung von Geschäftsprozessen auf der Basis von Big Data, als möglichen Rettungsring für das Command & Control-Paradigma beschrieben.
Nun drängt sich eine weitere Metapher auf: Digitalisierung auch als „Sonar“ zur Durchleuchtung der eigenen Mitarbeiter von allen Seiten. Ein digitalisiertes 360-Grad-Feedback, das zumindest von einigen Mitarbeitern eher als „360-Grad-Überwachung“ gesehen wird.
Dies wird jedenfalls durch einen Artikel1 in der Süddeutschen Zeitung suggeriert, der das tatsächlich „Zonar“ genannte System des Online-Versenders Zalando aufs Korn nimmt. Anlass dazu ist eine Studie von Philipp Staab und Sascha-Christopher Geschke von der Berliner Humboldt-Universität, die dieses Feedback-System für Mitarbeiter und Vorgesetzte genauer untersucht haben.
Von Zalando wird es laut dem SZ-Artikel so beschrieben: „Zonar ist ein wichtiger Bestandteil unseres Talentmanagements, mit dem wir Mitarbeitern und Führungskräften gleichermaßen die Möglichkeit geben, sich 360-Grad-Feedback einzuholen und zu geben.“
Die Studienautoren kommen zu anderen Ergebnissen: „Zalando erzeuge Überwachung, Leistungsdruck und Stress. Mit Zonar drücke der […] Konzern Löhne und schaffe ein Klima der Angst. Mitarbeiter, gerade befristete, fürchteten um ihren Arbeitsplatz.“
Update 22.11.2019:
Über „Zonar“ und die Studie wird auch anderweitig berichtet. Hier ein paar Quellen:
- Heise Online 20.11.2019: Zalando: Kritik an Bewertungssoftware Zonar für Beschäftigte
- Heise Online 22.11.2019: Zalando: Berliner Datenschützer prüfen Bewertungssoftware Zonar
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Hagelüken, A., & Kläsgen, M. (2019, November 19). So überwacht Zalando seine Mitarbeiter. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen von https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/zalando-ueberwachung-zonar-1.4688431 ↩